Das sagt Aenne
zum Projekt "Berliner Friedhöfe":
Ausgangspunkt
dieses Projektes war die zunächst ungewollte Begegnung mit
der Form des anonymen Begräbnisses einer lieben Verwandten.
Tote kann man nichts mehr fragen und der letzte Willen des Verstorbenen
wird meist respektiert.
Es began die
Suche nach den Gründen für den Wunsch nach Anonymität
und meines Erschreckens.
War auf dem Friedhof
die Antwort zu finden? Ließ sie sich fotografisch fassen,
erfahrbar und begreifbar machen?
Viele Spaziergänge auf Berliner Friedhöfen fanden - von September 1997 bis April 1998 - statt; auf städtischen und konfessionellen ebenso wie auf alten und neuen. Die Auswahl der Friedhöfe erfolgte ohne Ordnung, sie ergab sich wie von selbst, genauso wie die Dauer des Projektes und sein Abschluss.
Viele, viele
Fotos enstanden:
Romantische,
melancholische, baugeschichtlich dokumenntierende und schlichte,
alltägliche Bilder - was einem so begegnet, begibt man sich
auf einen Friedhof. Dabei gab es auch Witziges und Bizarres zu
sehen und Bilder, die die Vergänglichkeit zeigen, den Verfall
im Lauf der Zeit.
Anonyme Bilder
entstanden nicht.
Je genauer ich
hinsah, je mehr zeigte sich mir der Friedhof als das Abbild menschlicher
Beziehungen, von Gründerzeit bis Plattenbau. Jede Epoche
bekam ihren speziellen Ausdruck. Die Spaziergänge gaben
mir Auskunft über die Menschen in ihrer Zeit, aber auch
über uns, im eigenen Umgang mit Leben und Tod.
Aber was aus der Suche nach den Gründen für Anonymität geworden? Ich fand zwar die Orte, denn fast jeder Friedhof gibt den Anonymen ihren Platz. Aber war es das, was ich gesucht hatte? Eine leere Wiese, ein weites Feld, ein großer Stein mit der Aufschrift "Urnengrab"?
Bilder sind nicht
nur subjektiv, sie können zu Spiegeln werden.
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